Nach dem zweiten Weltkrieg bestand ein großes Bedürfnis, auch das kulturelle Leben wieder aufzubauen. Fritz Jöde gelang es, verschiedene Impulse aufzunehmen und zusammenzuführen. Ursprünglich hatte er nicht geplant, einen Verband zu gründen. Er wollte nur das Zusammenkommen von Freunden initiieren. Doch schon ein Jahr nach dem «Aufruf an die Freunde» wurde im November 1947 die «Musikantengilde, Bund deutscher Sing- und Spielkreise» in Hamburg gegründet. Man wollte an die Zeit vor dem Nationalsozialismus, an die Tradition der alten «Musikantengilde» und der Jugendbewegung anknüpfen. “Es handelt sich darum, dass wir das, was uns 1933 aus den Händen gerissen wurde, weiterführen”.
Außerdem suchte man Anschluss an die Entwicklung des Musiklebens außerhalb Deutschlands. Das “führte zur Beschäftigung mit den Liedern der Völker, mit dem europäischen Erbe an Chorliteratur und vor allem mit neuer, ‘junger’ Musik, mit der Musik junger Komponisten und solcher Komponisten, die jahrelang als ‘entartet’ diffamiert gewesen waren.” Fritz Jöde sah im Lied die Möglichkeit, eine Brücke von Volk zu Volk zu schlagen.
Doch leider gab es nicht nur positive Impulse der Weiterführung und des Neuanfangs, sondern auch eine langwierige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit einiger Mitglieder der Musikantengilde, denen ihre Tätigkeiten in der Zeit des Nationalsozialismus vorgeworfen wurde.
Eine weitere grundsätzliche Verunsicherung, nicht zuletzt durch die Kritik von Adorno, löste eine Weiterentwicklung aus, weg von einem jugendbewegten Musikantentum hin zu künstlerischem Anspruch. Das führte 1952/53 zu einem Namenswechsel in «Arbeitskreis Junge Musik». Durch diese Hinwendung zu künstlerisch anspruchsvoller Musik trug das aktive Musikleben des AJM immer mehr elitäre Züge und erreichte nicht mehr die breite Basis der musikalischen Laien. Der soziale Aspekt der Arbeit im Bereich außerschulischer Musikerziehung ohne Leistungsorientierung wurde zusehens vernachlässigt.
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die Konfrontation mit den kritischen Stimmen um Adorno führten dennoch eher zu einer Rundumverteidigung als zu einer Neuorientierung.
Der neue Begriff «Junge Musik» erwies sich als nicht aussagekräftig. Deshalb erfolgte 1968 eine weitere Umbenennung in «Arbeitskreis für Musik in der Jugend». Als 1982 der damalige Präsident des Deutschen Musikrates bei einer Ansprache irrtümlich vom «Arbeitskreis Musik in der Jugend» gesprochen hatte, einigte man sich auf diesen Namen.
Nicht nur der Wandel des Namens ist symptomatisch für die Entwicklung des Verbandes, sondern auch der Wandel der Gremienstruktur. Der Initiator der Musikantengilde, Fritz Jöde, wurde bei der Gründungsversammlung auch als erster Vorsitzender gewählt. Zusätzlich wählte man einen «Bundesgeschäftsführer», einen «Bundesschatzmeister» und zwei Jahre später zwei «Beisitzer». 1954 traten drei gleichberechtigte Vorsitzende die Nachfolge von Fritz Jöde an. Mit der Neuwahl 1959 wurden zu der Vorsitz-Troika nicht nur zwei, sondern sechs Beisitzende gewählt – darunter erstmalig eine Vertreterin der Nachkriegsgeneration und mit ihr auch die erste Frau. Im selben Jahr konnte eine hauptamtliche, vollbeschäftigte Geschäftsführerin eingestellt werden, vorher waren alle Tätigkeiten ehrenamtlich ausgeübt worden. 1964 wurde das Triumvirat aufgelöst. Man einigte sich auf einen Vorsitz und eine Stellvertretung.
Nach der Gründung war der Verein 35 Jahre lang geprägt durch einen ständigen strukturellen und personellen Wandel.
Erst 1982 wurde eine Vorstandsstruktur geschaffen, die bis heute Bestand hat: ein Vorsitz mit zwei Stellvertretungen und sieben Beisitzenden. Daneben gibt es den Beirat, in dem die Vorsitzenden der Landes- und Regionalverbände und fünf vom Vorstand berufene Fachleute vertreten sind. Auch in der Besetzung der Ämter zeigt sich in den letzten Jahrzehnten eine größere Kontinuität.
Neben der inhaltlichen und personellen Diskussion waren finanzielle Engpässe einer effektiven und kontinuierlichen Arbeit im Wege. Diese Finanznot begleitete den Verband durch alle Jahre und konnte nur durch vielfältiges persönliches Engagement ausgeglichen werden. Immer wieder gab es auch räumliche Probleme, insgesamt achtmal musste die Geschäftsstelle umziehen, bis sie geeignete Räumlichkeiten bekommen konnte.
Bedeutsam für die Entwicklung und das Selbstverständnis des AMJ waren immer die Interessen und Kompetenzen der jeweiligen Vorstandsmitglieder. Plakativ formuliert: Fritz Jöde war ein kulturpolitisch denkender Musikerzieher, Gottfried Wolters und Willi Träder wegbereitende Chorleiter, Herbert Langhans ein “Exponent der Interdisziplinarität von Musik, Spiel und Tanz”) , Eike Funck Chorleiter und Instrumentalsolist, Wilhelm Twittenhoff Musikpädagoge, Herbert Saß Verbandspolitiker und Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Paul Wehrle und Lore Auerbach musikalisch ausgebildete Kulturpolitiker.
Die unterschiedlichen Beziehungen der Vorstandsmitglieder führten schon früh zur Vernetzung von Verbänden ähnlicher Orientierung, sowie wichtiger Schulungsstätten mit Unterstützung vieler Musikhochschulen. Die Etablierung des Deutschen Musikrates und der Landesmusikräte ist zum Teil ein Verdienst des AMJ.
In den letzten Jahren wurde der soziale Aspekt der AMJ-Arbeit wieder verstärkt in den Blick genommen. Das Kursprogramm, das besonders vom Hamburger Landesverband in der Tradition von Fritz Jöde angeboten wurde, konnte erweitert und auch in anderen Regionen ausgebaut werden. Dabei wurden “die Grenzen der traditionellen Jugendmusik überschritten, indem auch Angebote aus dem Jazz-Rock-Pop-Bereich vorhanden waren.
Bis in die 70er Jahre hinein war der AMJ vorwiegend eine bundeszentrale Organisation. Die Kulturhoheit der Länder bewirkte, dass dem AMJ viele Finanzierungsmöglichkeiten verschlossen blieben. Es mussten neben dem Bundesverband auch Landesverbände eingerichtet werden. Deren Vorstandsmitglieder sollten nach Möglichkeit auch im Landesmusikrat vertreten sein, um kulturpolitisch aktiv wirken zu können. Zur Finanzierung der Arbeit (besonders der Kursangebote) konnten auf diesem Wege immer öfter Zuschüsse aus öffentlichen und privaten Mitteln zur Verfügung gestellt werden.
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